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336 TUNESIEN.

Die letzte ruhmvolle Periode in der älteren Geschichte Tunesiens
stellt die Herrschaft des arianischen Vandalenkönigs Genserich
(439-477) dar. Nach seinem Siegeszuge von Südspanien bis Kar-
thago
(429-439) ging er im Bunde mit den donatistischen Berbern
und mit der damals noch immer punisch sprechenden Küstenbe-
völkerung
sofort zum Angriff auf das altersschwache weströmische
Reich über, eroberte mit seiner neugegründeten Flotte Sizilien
(440), Rom (455), Tripolitanien, Malta (456) und Sardinien (458)
und erlangte 476, nach dem Untergang Westroms, von dem ost-
römischen
Kaiser Zeno die Anerkennung als Herrscher über das
westliche Mittelmeer. Die Unfähigkeit und Unduldsamkeit seiner
Nachfolger erschütterten das neue Weltreich bald bis in seine
Grundfesten, bereits 533 erlag König Gelimer Justinians genialem
Feldherrn Belisar. Die Verfolgungen der byzantinischen Statthalter
(534-698) gegen Donatisten und Arianer, wodurch im Verein mit
den unaufhörlichen Kämpfen gegen die Gebirgsberber bereits unter
Justinian, nach Prokops unverdächtigem Zeugnis, fünf Millionen
Einwohner Nordafrikas ausgerottet wurden, besiegelten dann das
Schicksal des Landes und erleichterten das Vordringen des Islams.

Nachdem die ersten arabischen Statthalter der Khalifen, Abdal-
lah
Ibn Saâd
, Moauja Ibn Hodeidj, Sidi Okba Ben Nâfi
, der
Gründer Kairouans (S. 389), Zoheir Ibn Kaïs und Hassan Ibn
en-Nôman
, der Zerstörer Karthagos (S. 361), 647-98 in acht Heeres-
zügen
die Byzantiner aus Ifrikia verjagt und den verzweifelten
Widerstand der Gebirgsberber gebrochen hatten, war das Christen-
tum
vom Boden Nordafrikas hinweggefegt und der letzte Rest puni-
scher
und römischer Kultur vernichtet. Der unausrottbare Unab-
hängigkeitsdrang
der Berberstämme, die sich kurz nach der Erobe-
rung
Andalusiens (S. 52) in der Sekte der Kharidjiten und später als
Schiiten zum Kampfe gegen das rechtgläubige Arabertum zusammen-
schlossen
, führten jedoch bereits um 740 zur Gründung kleiner
Staaten der Ibaditen in Tiaret (S. 217) und der Sofriten in Sidjil-
massa
(Tafilelt, S. 98). In Tunesien machten sich die Aglabiden
(800-909), ursprünglich Statthalter des Kalifen Hârûn er-Raschîd,
selbständig und schritten schon 827 zur Eroberung Siziliens. Unter
der gleichfalls berberischen Dynastie der Fâtimiden wurde 916 die
Residenz von Kairouan nach Mehdia (S. 386) und 973, nach der Er-
oberung
Ägyptens, nach Kairo verlegt (vgl. S. 465). Der Abfall der
Ziriten, der nach Bologgîn es-Ziri benannten neuen tunesischen
Statthalterfamilie, hatte seit 1045 den verhängnisvollen Raubzug
zweier arabischer Nomadenstämme, der Beni Hilal und Beni
Soleïm
, zur Folge, die im Auftrage der Fâtimiden wie ein Heu-
schreckenschwarm
über die Berberei herfielen, die verbündeten
Ziriten und Hammaditen (S. 282) schlugen, Kairouan und zahlreiche
Landstädte zerstörten, die meisten Waldungen und Bewässerungs-
anlagen
des Landes vernichteten und die Berberstämme in die Gebirge